Ich gebe es zu, ich bin Downtown Abbey-Fan. Ein wenig schreckt es mich immer, dass ich das mag, dieser Geschichte zwischen Herrschaft und Dienerschaft, diesen alten Tradions-Klüngel und die vielen Vertuschungen an der „das-gehört-sich-nicht“-Front. Und trotzdem fesselt es mich. Die ruhige, fast beiläufige Erzählweise in der Skandälchen und Skandale passieren, Ränke geschmiedet werden, uneheliche Kinder versteckt oder verhütet werden, die ganz alltäglichen Probleme, die sich aus einem 16-Stunden-Job als Diener ergeben und die technischen Entwicklungen der Zeit, wie ein Telefon, dass der Köchin beim ersten Klingeln fast einen Herzinfarkt verpasst. Lang sind die Folgen. Jedes mal schaut man der Familie Crawley samt Gefolge rund eine Stunde beim Dinnieren, Sinnieren, Streiten, Vertragen und Kleider wechseln zu.

Zeitsprung.

Heute früh surfe ich auf sueddeutsche.de und hole mir meine tägliche Dosis aktueller Nachrichten. Zwischen Syrienkonflikt, US-Wahlkampf und Böhmermann versetzt es mich schlagartig ins England rund um  1920: Die Queen hat sich zu ihrem 90. Geburtstag von Anny Leibowitz ablichten lassen. Downtown Abbey meets 20. Jahrhundert. Eine kurze Verschiebung der Wirklichkeit, ein unwirklicher Zeit- und Realitätssprung an einem Freitag Morgen. Auf der Stelle frage ich mich, ob Carson wohl immer noch in den Katakomben des Buckhingham-Palace unterwegs ist und ob diese Kinder nur zum Five-o’clock-tea in die große Halle gelassen werden. Inmitten von iPhones, Internet und Überschall-Flügen machen mich diese Bilder etwas sprachlos.

Alle Bilder gibt es hier.

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