Schon seit längerem fasziniert mich das alte Handwerk des Strickens. Das hat heutzutage nur noch sehr wenig mit diesen mörderischen Polyester-Biestern von Oma zu tun, die als sackförmiges etwas an unglücklichen Kinderkörpern hingen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Menschen, die hochwertige Wolle in Kleinmengen herstellen, färben und verkaufen. Menschen, die Strickmuster entwerfen, bunt, wild, schlicht, schön, kreativ. Da wird Wolle kaufen zur Schatzsuche. Und auch wenn man nicht strickt, kann man tagelang mit den Strängen kuscheln, es spricht Haptik und Herz gleichermaßen an.

Und dann gibt es da noch etwas. Erinnert Ihr Euch an die Brieffreundschaften als Kind? Das zappelige warten, bangen hoffen, ob da noch was kommt? Was da wohl kommt? Genau. Dieses Gefühl stellt sich wieder ein, wenn man bei woolswap teilnimmt. Hier geht es, wie der Name schon sagt, um Wolltausch. Die Idee dahinter: Manche Garne sind in Europa schwer zu bekommen, andere Materialien gibt es nur in Asien oder in den USA.

Alle paar Monate können sich StrickerInnen auf woolswap registrieren, werden einander zugelost und nehmen zunächst einmal Kontakt auf. Man entscheidet, ob man nur national oder international tauschen möchte. Und dann schnürt man ein Päckchen für den Wolltausch-Brieffreund. Natürlich mit Wolle und dazu noch so allerlei, was dem Menschen auf der anderen Seite der Welt, in meinem Fall eine Dame aus der Nähe von San Francisco, gefallen könnte. Was hat mir das Spaß gemacht.

Dann schickt man sein Päckchen und wartet.

Und dann kommt ein Päckchen.

Ich bin ausgeflippt. Aber so richtig. Und habe das Päckchen zuerst aus, dann wieder eingepackt. Und immer, wenn die Tage schlecht sind, knuddel ich dieses unfassbare Shibui-Garn. Und klimpere mit meinen Maschenmarkierern. Und schnuppere an den Lo-Lo-Bars. Es ist fantastisch. Und ich bin geschüttelt und gerührt. Und kann nur jedem empfehlen einmal im Leben einem völlig fremden Menschen ein Päckchen zu schnüren und zu tauschen. Weihnachten könnte nicht schöner sein.