Ich mag Musik. So ganz grundsätzlich. Pop, Indie, Rock und allerlei drumherum und daneben. Aber Jazz? Diese Richtung zwischen Fahrstuhlgedudel, keiner Aufnahme unter 10 Minuten und wilden Soli aller Instrumente? Puh, nö, irgendwie anstrengend, irgendwie kopfschmerzig, irgendwie gar nicht meins.

Und dann ging ich auf ein Konzert mit einer Freundin. Und sah Filippa Gojo. Und war zunächst mal ganz grundsätzlich beeindruckt. Seit einer Weile Gesangsunterricht nehmend verstand ich, dass das, was die Dame dort vorn mit ihrer Stimme aufführte, doch ziemlich besonders ist. Und ja, es gibt sie, diese ganzen Soli. Und ja, es wird auch viel. Und doch, sie führte immer wieder in die Melodie zurück. Die Stimme funktionierte als Instrument, als Teil des Ensembles.

Trotzdem war ich nicht ganz überzeugt. Aber ein Song aus dem Konzert kam immer wieder in die Hirnwindungen zurück. Ein Jazz-Ohrwurm, wer hätte das gedacht.

Und dann bekam ich im Unterricht einen guten Schwung Jazz-Stücke. Manche sofort ansprechend, andere aus der Fraktion: Wie soll man das denn singen? Und wo bitte ist der Takt? Und überhaupt?

Konkret: My foolish heart. Ein Jazz-Standard. Gesungen von Kurt Elling. Das ist eine dieser Sorte Stimmen, die mir direkt ins Stammhirn gehen und dort ein dickes „Boah“ hervorruft. Satt, locker, unangestrengt, voll da. Und da saß ich nun mit Kurt und meinem Notenblatt und überlegte, wie das wohl zusammengehen mag. Und hörte mir den Song an. Nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Und langsam verstand ich. Takt. Melodie (doch, doch, die ist da). Und dann kam ein großes, neues Wow.

Vielleicht wird das ja doch noch was, mit mir und dem Jazz. Vielleicht ist es auch nur eine kurze Verliebtheit. There’s a line between love and fascination, it’s hard to tell on an evening such like this. Wir werden sehen, der Kurt und ich.