Jetzt ist es ganz kurz mal still nach der Wahl. Eine seltene Qualität in dieser hektischen, kreischenden, grölenden Phase. Ich lese facebook-Kommentare von Menschen, die sich fürchten, das die Rente nicht reichen wird, das alles schlechter wird. Das das schon ganz gut so ist, wenn „die da oben“ mal ihr fett weg bekommen. Vermutlich haben sie in gewissen Punkten gar nicht so unrecht. Wer bin ich, darüber zu urteilen.

Nur: Man kann nicht Geschirr zerschlagen, herumschreien, toben, Dinge auf andere werfen, jemanden beleidigen, weil man findet, das etwas geändert gehört. Weil man findet, das sollte anders laufen. Das empfinde ich als wider unserer Kultur. Ich jedenfalls möchte nicht so behandelt werden. Und vor allem möchte ich nicht von jemandem mit Föhntolle – btw: Warum ist diese Frisur in dieser Sparte der Politik eigentlich so verbreitet? – gesagt bekommen, wovor ich mich zu fürchten habe. Außerdem habe ich dann bald keine Teller mehr und muss mich fragen, wie ich die Suppe zukünftig essen will.

Dürfte ich mir etwas wünschen, dann hätte ich an der Spitze gerne Experten. Die Kontakt zu den Menschen haben, auch zu den Schreihälsen. Die sich den Probleme einer Durschschnittsfamilie bewusst sind, Problemen von Alleinerziehenden, von Arbeitern und Angestellten, von Minderheiten, von Mehrheiten. Die Kontakt haben. Die freundlich sind und höflich bleiben. Die Ihr Metier verstehen und wissen, warum im Steuerrecht dieses oder jenes möglich ist. Oder in der Wirtschaft. Die einen kühlen Kopf bewahren können. Die mutig sind, aber nicht leichtsinnig. Und vor allem: Die miteinander reden, diskutieren. Wertschätzend, nicht entwertend, empathisch, nicht grölend.

Von mir aus darf auch jemand an der Spitze stehen. Ein Präsident, der im Sinne des großen Ganzen handelt. Abwägt. Klug. Argumentativ erklären kann, warum er so oder so entscheidet.

Naiv, ich weiß.

Aber wo soll man anfangen, wenn nicht bei Idealismus und Naivität? Hier kann wenigstens etwas wachsen. Im Populismus gibt es doch nur wieder zerbrochenes Geschirr.